Am Samstag, dem 23.3.2019, hat der ALNUS e.V. eine Paddeltour auf dem Finowkanal durch die Stadt veranstaltet, um den Frühling zu begrüßen und die Passierbarkeit der Schleusen außerhalb der Saison zu untersuchen.
Durch die Öffnungszeiten der Schleusen (erst ab dem 17.4. und nur bis 16:45 Uhr) ergibt sich die Notwendigkeit die Schleusen auch im geschlossenen Zustand als Wasserwanderer zu überqueren. Aber auch während der Öffnungszeiten ist es für Kanuten manchmal günstiger das Boot schnell umzutragen als auf die nächste Schleusenbedienung zu warten.
Günstig sind hierfür die Schwimmstege, die an allen Schleusen, vorzufinden sind. Trotzdem ist das Umtragen teilweise durch die manchmal sehr langen und steilen Wege kein Kinderspiel. Eine enorme Erleichterung würden einfache einachsige Bootswagen bieten, die man an der Schleuse beispielsweise durch ein Zahlenschloss ausleihen könnte. Die Boote ließen sich dann leicht über den Treidelweg ziehen.
Inspektion der lokalen Bedingungen zum Umtragen:
Schleuse Kupferhammer
– Bedingungen sind ok, ein Wagen wäre an allen Schleusen praktisch
Schleuse Drahthammer
– Sumpfiger schwieriger Weg beim Ausstieg, der Einstieg stromaufwärts liegt zu weit weg
Schleuse Wolfswinkel
– Der Ausstieg ist eingezäunt, das Boot muss über ein Geländer gehoben werden. Schleuseninsel wäre gut als kleiner Rastplatz zum Picknicken geeignet.
Schleuse Heegermühle
– Eine Treppe führt zum Steg. Der Weg zum anderen Steg ist eng und hat einige enge Kurven. Unsere Tour führte von hier wieder zurück. Die übrigen Schleusen werden bei der nächsten Tour überprüft.
Insgesamt bietet der Finowkanal selbst im Stadtgebiet durch seine wilden Ufer mit Schilf und Wasserpflanzen, den Auenwäldern und die Industriebrachen, die wie die Inka-Pyramiden von einer Hülle aus Moos, Schlingpflanzen und wilden Bäumen bedeckt sind, einen sehr spannenden Anblick. Vom Werden und Vergehen erzählt nicht nur das von Wurzeln gesprengte Mauerwerk, sondern auch die vom Biber geringelten sterbenden Bäume, die für viele Tiere ein neues Zuhause darstellen.
Ohne die Ruhe und die entstandenen Kunstwerke der Zeit zu gefährden, ließe sich die Attraktivität des Finowkanals für Wasserwanderer erheblich steigern durch:
– einfachere Möglichkeiten beim Umtragen (Bootswagen oder Bootsrutsche)
– mehr Biwak-, Rast- und Zeltplätze
– mehr Ausleih- und Abgabemöglichkeiten für Boote (z.B. one way)
Etwas negativ sind uns die instand-gesetzten Ufer mit frischen Steinschüttungen aufgefallen. Auch wenn das aus technischer Sicht möglicherweise notwendig ist, sind seichte und natürlich wirkende (bzw. verwilderte) Ufer für Paddler schöner anzusehen, bieten Wassertieren mehr Schutz und tragen zusätzlich zur Selbstreinigung des Wassers bei. Die oben genannten Bedingungen für Paddler lassen sich mit relativ geringem Planungsaufwand und Mitteleinsatz verbessern. Unabhängig von der langwierigen Diskussion über die Sanierung der Schleusen, kann so ein schneller Beitrag für eine sanfte touristische Entwicklung des Kanals geleistet werden!
Außer der Durchgängigkeit für Wassersportler gibt es die ökologische Durchgängigkeit für wandernde Fische und Wirbellose. Diese muss wieder hergestellt werden, damit anadrome Wanderfische wie Lachs und Meerforelle ihre ehemaligen Laichgewässer in der Schwärze und der Finow erreichen können. Aber auch der vom aussterben bedrohte Aal könnte dann als Glasaal selbstständig wieder in die Finow einwandern. Bis zur Einmündung der Finow in den Finowkanal ist der Kanal zwar ein stark verändertes, aber trotzdem ein natürliches Fließgewässer. Den ökologischen Funktionen als Wanderkorridor für Fische und als Biotopverbund zwischen dem Finowfließ und der Alten Oder sollte in Zukunft mehr Bedeutung beigemessen werden.
Wir würden uns sehr freuen, wenn bei der touristischen Entwicklung des Finowkanals mehr auf die ökologischen Funktionen des Kanals und die Bedürfnisse der Paddler Rücksicht genommen wird!
Moin moin,
natürlich muss das Paddeln leichter gemacht werden. Sie haben ja noch gar nicht die Problemtik der nicht-fitten, nicht-jungen und nicht-bekinderten Kanufahrer betrachtet. In Finowfurt muss zum Beispiel eine Straße überquert werden. Mit dem „Normal“-Kanu von 35kg Gewicht. Während die KInder beim Gepäck alleine bleiben, bis die Eltern zur zweiten Straßenüberquerung zurück sind. Für ältere, nicht.fitte Nutzer ist Umtragen auch nicht ganz ohne. Die Schleusen haben durchaus eine sinnvolle Funktion, auch für muskelkraftbetrieben Wasserfahrzeuge.
Wer bei unserem diesjährigen Symposium dabei war, hatte auch Gelegenheit, den Bericht von Martin Kürth über die Naturschutzmaßnahmen am „Langer Trödel“ genannten 10km langen westlichen Abschnitt des historischen Kanals zu folgen. Ich denke, da haben Naturschützer und Wassertouristen einen vorbildlichen Kompromiss gefunden, mit der Belassung naturnaher Ufer und der Schaffung von Ausgleichszonen für Biber und andere Lebewesen. Der 32km lange Abschnitt des Finowkanals zwischen Ruhlsdorfer und Lieper Schleuse wird ohne Zweifel auch gemäß der EU-Wasserrahmenrichtlinie umgebaut werden, einschließlich ökologischer Durchgängigkeit. Wir müssen nun endlich eine klare Perspektive für den Finowkanal herbeiführen, und dabei nicht vergessen, dass viel Menschen den Finowkanal auf unterschiedliche Weise nutzen und würdigen können sollen. Nur im Miteinander lässt sich das ganze positive Potential für die Region erschließen.
Noch fehlt es zum Beispiel an ökologisch ausgerichteten Übernachtungsmöglichkeiten, Cafés und Restaurants mit nach ökologischen Standards erzeugten Produkten aus der Region. Noch fehlt es an touristischen Angeboten einschließlich der aber auch weit über die industriellen Denkmäler hinausgehenden Highlights. Was gibt es nicht alles für biologische Schätze im Finowtal, von denen ich als Laie erst wenige erklärt bekommen konnte. Orchideen ind en Wiesen am Knal im Niederfinow? Weinanbau?
Wer bietet geführte Kanuwanderungen auf den Altgewässern? Naturwanderungen mit Finowtal-Rangern? Privatquartiere in Lehm- und Fachwerkbauten. Wer erklärt die Wassermühle in Hohenfinow, die einstige Bedeutung des Oderberger Sees für die Flößerei? was hatte es mit der „Erdmöbelfabrik“ auf sich“?
Die Potenziale sind unendlich. Auch für Menschen, die gern in der Region leben und hier Arbeit finden möchten, anstatt sich täglich über volle Züge oder die nervige Autobahn nach Berlin zu quälen und dabei kostbare Stunden von Lebenszeit zu vergeuden?
Tourismus ist in Deutschland in Bezug auf Arbeitsplätze die zweitwichtigste Branche, noch lange vor der Industrie. Wenn man diese Chance denn nutzen will.