Gerade erblühten die ersten, unschuldigen Blüten der Schafgarbe und verströmten ihren würzigen Duft… Eben erst erinnerte uns das sonnengleich strahlende Johanniskraut an den Zauber und die Kraft des Mittsommers… Es ist die Zeit, da Beifußkraut auf der Zunge Geist und Körper stärkt und uns an unsere weibliche Natur erinnert… An jenem Tag brachen 4 Gestalten um die heißeste Stunde des Tages in Eberswalde auf, um auf Fontanes Spuren zu wandeln. Entlang des Finowkanals führte uns die Reise über Niederfinow nach Falkenberg.
…die Steinbrücke vor uns, unter der hinweg der Mühlbach schäumt, pickende Hühner um uns her und Sommerfäden in der Luft, so rasten wir, plaudern von Falkenberg und seinen Bewohnern.
(aus Fontane: „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“).
Von dort aus ging es nach Tal-, Berg- und wieder Talfahrt zum Haus der Naturpflege in Bad Freienwalde, auf einem Berghang des schönen Kurstädtchens thronend. Es vermittelte uns eindrücklich die lebenslangen Bemühungen der beiden Eheleute Erna und Kurt Kretschmann um den Naturschutz in der Region. Das Haus ist umgeben von einem schönen Garten, in dem Erdbeeren wuchern, einem der Gewöhnliche Pfeifenstrauch durch seinen Duft die Sinne betäubt und allerlei weitere Bäume, Sträucher und Blumen gedeihen. Stundenlang könnte man dort unter der alten Eiche liegen! Aber wir wollten weiter zum Baasee… dessen Zufahrtsweg uns trotz langem Suchen verwehrt blieb. Also gings zum Teufelssee, an dem zu Zeiten der Kretschmanns noch der Bärlapp wuchs. Das kühle Nass erfrischte den verschwitzten Körper und machte ihn reif für das Abendbrot zurück im Heuhotel am Haus der Naturpflege. Unterwegs gesellte sich noch eine fünfte Reisende mit zu uns, und so aßen wir, entzündeten das Feuer im Garten und saßen noch lang bis in die frühen Morgenstunden.
Der nächste Tag begann mit einem kurzen Abstecher zum Schloss Bad Freienwalde, das der Walther-Rathenau-Stift-gGmbH gehört. Weiter ging es, unter erneutem Zuwachs eines sechsten Reisegefährten, nach Schiffmühle — Sterbeort von Louis Fontane, Theodor Fontanes Vater —, denn dort erwartete uns Kenneth Anders. Er betreibt ein Büro für Landschaftskommunikation und ist ein wahrer Experte, wenn es um die Entwicklung des Oderbruches geht. So berichtete er uns von der Trockenlegung des Bruchs in der Mitte des 18 Jahrhunderts, von der Besiedlung und den derzeitigen Problemen der Menschen dort. Auch nahm er uns mit in die Kirche auf dem Kirchberg, in der uns Daniel von seiner Kunst des Orgelspielens überzeugte. Die „Oderbruch-Insel“ umfahrend, mit kleiner Rast an einem Halbtrockenrasen-Hang, mit der Oder ein Stück weit fließend und Flussseeschwalben beobachtend, fuhren wir schließlich nach Oderberg, der letzten Station unserer Reise. Hier lud die Alte Oder nochmals zum Baden ein und der Wirt wartete mit Speis und Trank auf. Am frühen Abend traten wir dann also die Heimreise an. Über das imposante Schiffshebewerk in Niederfinow, erneut entlang des Finowkanals, erreichten wir nach ereignisreichen Stunden im Duft der Lindenblüte wieder Eberswalde.