Beeindruckend... ne Menge Wasser auf der anderen Seite.

DSC00382Auf der nicht-öffentlichen Paddeltour für Mitglieder und Freunde nutzen wir nach längerer Pause die Gelegenheit, um mit dem Paddel im Wasser zu rühren und uns bei entspannter Atmosphäre auszutauschen. Selbst ohne Werbung haben sich — wen wundert’s — genügend Teilnehmer gefunden, um mit 10 Booten in den Kanal zu stechen. Mit einer Paddellänge Abstand zueinander haben wir die Natur genossen, an singenden Drosselrohrsängern und Stockentenfamilien vorbei führte unser Weg nach Osten Richtung Oder. An der Stecher Schleuse haben wir eine Pause eingelegt, um bei mitgebrachtem Proviant unsere Mägen zu stillen und anschließend die Wasserkraftanlage samt Fischtreppe zu inspizieren.

Als lokaler Naturschutzverein hat der Alnus bereits vor 2 Jahren mit einer deutsch-polnischen Protestpaddeltour auf die Defizite des Finowkanals bezüglich der Fisch-Durchgängigkeit aufmerksam gemacht. Weil die Zuflüsse des Finowkanals, die Finow, die Schwärze und die Ragöse, zu den am besten erhaltenen Fließgewässern Brandenburgs zählen, kommt dem Finowkanal eine Schlüsselrolle für die Biotopvernetzung mit der Oder zu. Alle Schleusen stellen jedoch Wanderhindernisse für Wanderfische dar, weshalb bis spätestens 2027 Fischwanderhilfen gebaut werden müssten. Die installierten Kleinwasserkraftanlagen an der Stecher- und der Lieper Schleuse stehen hierzu im Widerspruch, denn sie sind konstruiert um die gesamte Wassermenge des Kanals aufzunehmen. Der Finowkanal besitzt einen mittleren Abfluss von 2,5 m³/s. Eine der Fischregion angemessene Fischtreppe würde einen Durchfluss von 0,7-1,5 m³/s benötigen (ZAHN 2010). Die momentan installierte Fischtreppe ist zu klein dimensioniert, verkrautet und durch sie fließt nur ein Rinnsal. Eine andere Möglichkeit, damit die Fische die Stecher Schleuse überwinden können, wäre die Aktivierung des alten natürlichen Flusslaufes der Finow parallel zum Finowkanal. Diese ökologisch beste Variante würde eine Gabelung des Wassers bedeuten, so dass der verbleibende Abfluss im Finowkanal noch für den Schleusenbetrieb ausreicht. Wasserkraftnutzung ist an dieser Stelle nur mit einem hohen Preis für die Ökologie zu bezahlen. Mit diesem Thema und der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie möchte sich in Zukunft die neu gegründete AG Finowkanal beschäftigen. Wer gerne mal in die Arbeit reinschnuppern möchte, die AG sucht nach weiteren Mitstreitern!

Nach der Pause ging unsere Tour noch bis nach Niederfinow und wieder zurück. Höhepunkt war der gemeinsame Abend an der Ragöser Schleuse mit Suppe und Feuer. Der Hexenkessel, der bei jeder Wiesenmahd zum Einsatz kommt, hat uns eine leckere Linsensuppe beschert. Vertrauensvolle Stimmung, die frische Flusstalluft, die Wärme des Feuers und das herbe Malz des Bieres, hat die TeilnehmerInnen zusammengebracht, die sich vorher teilweise nicht kannten. So enden alle Alnus-Abende am Eichwerder mit einem großen Haufen Glut und vielen guten Ideen die Welt ein kleines Stück zu verbessern. Ein langer Weg liegt noch vor uns, aber sicher nicht allein!

Hexenküche
Hexenküche
Das sumpfige Finowtal, extrem unwegsam. Bei den abgestobenen Bäumen befindet sich der alte Finowlauf.
Das sumpfige Finowtal, extrem unwegsam. Bei den abgestobenen Bäumen befindet sich der alte Finowlauf.

 

 

 

 

 

 

 

 

ZAHN, S., SCHARF, J. & BORKMANN, I. (2010): Landeskonzept zur ökologischen Durchgängigkeit von Fließgewässern Brandenburgs – Teil I: Ausweisung von Vorranggewässern. Endbericht Institut für Binnenfischerei e.V., Potsdam.

 

Von admin

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