Der Rofinpark ist vielen alten und jungen Eberswaldern und Eberswalderinnen ein Begriff. Seine Geschichte erzählt man gerne, weil durch die jüngste positive Entwicklung ein Abstand geschaffen wurde zu den teils deprimierenden Vorgeschichten. Warum lädt der Alnus, der sich sonst eher für Blumenwiesen und Wildnis begeistert, zu einer Exkursion in der Rofinpark ein!?

Es ist, weil Menschen die begeisterungsfähig sind, sich gegenseitig anziehen. In der Veranstaltungreihe ALNUS ON TOUR soll begeisterten Menschen die Möglichkeit gegeben werden, von ihrem Baby oder Steckenpferd zu erzählen. Die postindustrielle Landschaft entlang des Finowkanals besitzt durch ihre störungsfreie Naturentwicklung einen hohen ökologischen Wert für die Stadt. Der Rofinpark hat jedoch seine eigene Geschichte, von der uns Sarah Polzer-Storek am Sonntag nachmittag in einer 2-stündigen Führung berichtete. Es wurden viele Geschichten über den Park erzählt, aber spannend ist auch die Geschichte, die von der Eigentümerin des Parkes, selbst erzählt.

Das Rofin Gelände, übersetzt Rohrleitungsfabrik Finow, wurde nach der Wende mit viel Mühe zu einem Gewerbepark umgestaltet. Stadtweit bekannt ist es jedoch durch seine berüchtigte Großraum-Disko, das A-Werk, das die 90er in Eberswalde noch bis in die 2010er Jahre verlängerte. Bekannt ist auch der afrikanische Kulturverein PALANKA, der seit vielen Jahren dort seine Räumlichkeiten mietet. Nach einer wirtschaftlich schwierigen Zeit der 90 und 00er Jahre, in der man niemanden um den Besitz von Immobilen in Eberswalde beneidete, begann vor einigen Jahren ein Umdenken. Von der bloßen Geschäftsführerin und dem Umgang mit teilweise schwierigen Mietern wollte Sarah sich befreien und ihre eigenen Ideen zusammen mit den Mietern realisieren. Dies gelang Schritt für Schritt und ohne einen Masterplan. Die neuen Mieter sind passend zu den Räumlichkeiten ausgewählt und haben sich die Investitionskosten mit der Geschäftsführung geteilt. Jeder Mietvertrag wird speziell an die Projektidee der Gewerbetreibenden angepasst. Die Eigenheit der Räume mit ihrem geschichtlichen Spuren werden dabei so gut es geht mit einbezogen, so dass beim Bauen möglichst wenig weggeschmissen oder neugebaut werden muss. Nachhaltigkeit versteht Sarah nicht in der Form einer neumodischen Highend-Ausstattung, sondern in dem behutsamen Umgang mit Sachwerten, in deren Arbeit und Geschichte stecken. Neben großen Mietern wie die Boulderhalle, einem Elektofachhandel oder Farbenhersteller, bietet der Rofinpark auch Nischen für Kleingewerbetreibende, Künstler und Kulturschaffende. Zwischenräume wurden entsiegelt und mit Blühwiesen und Obstbäumen bepflanzt. Weiterhin gibt es noch große Flächen, die theoretisch für eine Lebensmittelproduktion oder Biodiversitätsprojekte zur Verfügung stehen. Einen respektvollen Umgang mit den Menschen und der Natur kann man nicht von oben verordnen, aber man kann Projekte fördern, die diese Inhalte verkörpern und somit Stück für Stück zu dem wachsen, was man gerne sein möchte. Der Rofinpark wächst zu einem sozialen Treffpunkt und beflügelt bei einem Spaziergang auch die Ideen auch von Menschen, die sich bisher nicht in der Rolle des Gewerbetreibenden gesehen haben.

Von diesem Ansatz könnte sich die Stadt Eberswalde eine Scheibe abschneiden, etwa um Umgang mit der Friedrich-Ebert-Straße oder in der Wahl der Investoren auf ehem. Industrieflächen!

Vielen Dank für die sehr persönliche Führung an Sarah und Ihren Mann!

Im Garten
Im Garten

Von admin

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